Vom Portierhaus zur Kunsthaltestelle
museum magazin 25/2020




Feinripp – Leben in der Arbeit. Menschen im Arbeitsalltag bei der Textilfirma Huber

Text: Monika Kühne

Wer heute von der Kirche in Götzis zum Areal „Am Garnmarkt“ geht, kommt unmittelbar am Portierhaus vorbei. Doch hinter der einstigen Eintritts- und Austrittspforte zur Textilfabrik Huber in ihrem Stammhaus in Götzis steht kein Pförtner mehr. Wohl aber können Interessierte an diesem Ort einen Halt einlegen, um Kunst zu begegnen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Die erste Ausstellung in dem zur Kunsthaltestelle umgebauten Portierhaus widmet sich noch bis Ende Mai 2020 der Geschichte des Standorts und den Auswirkungen der jüngeren Industriegeschichte auf die Biografien und das Sozialgefüge jener Menschen, die diesen Ort hin zu ihrem Arbeitsplatz tagein und tagaus passierten. Unter dem Titel „Feinripp – Leben in der Arbeit“ stellt die Künstlerin Margit Bartl-Frank Menschen im Arbeitsalltag bei der Textilfirma Huber in den Mittelpunkt und gibt ihnen eine Stimme. Im Zuge ihrer Recherchen suchte die in Au in der Schweiz wohnhafte Kunstschaffende im Gemeindeblatt von Götzis nach ehemaligen Mitarbeiterinnen. Neben Objekten und Bildmaterial waren es vor allem die Erzählungen der Zeitzeuginnen, welche die Künstlerin dokumentieren wollte. 13 pensionierte Mitarbeiterinnen berichten nun in Interviews über ihre Arbeit in der Textilfirma Huber und die Auswirkungen auf ihr soziales Leben.

Rolle des Pförtners

Das in die Jahre gekommene Häuschen wurde 2019 zur Kunsthaltestelle umgebaut. Ausgeführt vom Architekturbüro Hassler und mit perfekter Bild- und Tontechnik durch Martin Beck ausgestattet, soll die „Haltestelle für die Kunst“ in Zukunft vor allem noch wenig bekannten Künstlerinnen eine Plattform bieten, ihre Arbeiten einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Gebäudefront wird von einer schaufenstergleichen durchgängigen Glasscheibe dominiert, die sich bei Bedarf vollständig öffnen lässt. Sie verwischt die Grenze zwischen innen und außen und macht neugierig hineinzublicken, während die Außenlautsprecher zum Zuhören einladen. Bei der Konzeption ihrer Ausstellung war Margit Bartl-Frank vor allem Lebendigkeit wichtig. So sind die Erzählungen der ehemaligen Mitarbeiterinnen über ihre Arbeit bei der Firma Huber und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Biografien für alle Vorbeigehenden hörbar. Infotafeln, Objekte und ein Monitor mit 300 stets wechselnden Bildern vermitteln einen spannenden Einblick in die Arbeitswelt der Firma von den 1950er bis 1990er Jahren. Jeden Freitag von 9.00 bis 11.30 Uhr wird die Türe der Kunsthaltestelle geöffnet. Neben dem Eintreten in die ehemalige Arbeitswelt des Textil-betriebes plaudern pensionierte Mitarbeiterinnen aus dem sprichwörtlichen „Nähkästchen“. Einer von ihnen ist Werner Gächter, der neben seiner Arbeit zudem als Fotomodel für die Produkte der Firma Huber geworben hat.

Haltestelle Kunst

Das in die Jahre gekommene Häuschen wurde 2019 zur Kunsthaltestelle umgebaut. Ausgeführt vom Architekturbüro Hassler und mit perfekter Bild- und Tontechnik durch Martin Beck ausgestattet, soll die „Haltestelle für die Kunst“ in Zukunft vor allem noch wenig bekannten Künstlerinnen eine Plattform bieten, ihre Arbeiten einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Gebäudefront wird von einer schaufenstergleichen durchgängigen Glasscheibe dominiert, die sich bei Bedarf vollständig öffnen lässt. Sie verwischt die Grenze zwischen innen und außen und macht neugierig hineinzublicken, während die Außenlautsprecher zum Zuhören einladen. Bei der Konzeption ihrer Ausstellung war Margit Bartl-Frank vor allem Lebendigkeit wichtig. So sind die Erzählungen der ehemaligen Mitarbeiterinnen über ihre Arbeit bei der Firma Huber und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Biografien für alle Vorbeigehenden hörbar. Infotafeln, Objekte und ein Monitor mit 300 stets wechselnden Bildern vermitteln einen spannenden Einblick in die Arbeitswelt der Firma von den 1950er bis 1990er Jahren. Jeden Freitag von 9.00 bis 11.30 Uhr wird die Türe der Kunsthaltestelle geöffnet. Neben dem Eintreten in die ehemalige Arbeitswelt des Textil-betriebes plaudern pensionierte Mitarbeiterinnen aus dem sprichwörtlichen „Nähkästchen“. Einer von ihnen ist Werner Gächter, der neben seiner Arbeit zudem als Fotomodel für die Produkte der Firma Huber geworben hat.

Akkord und Ausflüge

Der Textilbetrieb zählte zu den größten Wirkwaren- und Wäschefabriken Österreichs und beschäftigte 2000 Mitarbeiterinnen. 1955 gab es noch die 48-Stunden-Woche. Mehr Akkordarbeit bedeutete mehr Lohn, und im Gegenzug für zusätzliche Mehrarbeit gab es oft „einen Ausflug gratis, mit allem Drum und Dran“. Durch Singen mag die Arbeit leichter von der Hand gegangen sein. Gängige Schlager erklangen auch noch nach Feierabend in den Bussen des Werkverkehrs. Huber war die erste Firma, welche die Näherinnen zur Arbeit und von dieser heim brachte. Aber auch Themen der Umwälzungen durch die Veränderungen in den Arbeitssystemen werden behandelt. Aus dem 1908 von Josef Huber gegründeten Familienbetrieb wurde in den 1990er Jahren ein international agierendes Unternehmen. Zugeschnittene Waren wurden zum „Billignähen“ nach Ungarn und Portugal geschickt. Das Nach-justieren schlampig genähter Ware übernahmen wiederum pensionierte Näherinnen aus Götzis, deren Arbeit mit Huber-Gutscheinen abgegolten wurde.

Neuer Ausstellungsort

Wie bereits im Rahmen ihrer Ausstellung „We are family“ anlässlich der „Viscose open“ in Widnau 2016 stellte Margit Bartl-Frank auch in den Gesprächen mit den Beschäftigten der Textilfirma Huber ein familiäres Betriebsklima und die persönliche Beziehung der Chefs zum Personal fest. Die gemeinsame Arbeit verband und war ein integrativer Faktor der Gesellschaft. Neben Freundschaften, die oft über Jahre bestehen blieben, fanden auch Lebenspartner am Arbeitsplatz zueinander. Es wurde zwar „gebuckelt“, aber man hatte es auch „lustig und frey“. Neben Ausflügen und geselligen Festen gab es zahlreiche gemeinsame sportliche Aktivitäten, und beim Faschingsumzug hatte Huber jeweils einen eigens gestalteten Wagen. „Es war eine recht menschliche Zeit. Damals gab es noch kein Burnout. Das ist die Vorburnout-Zeit!“, resümierte Armin Bell, einer der Interviewten, seine Arbeitssituation. „Feinripp – Leben in der Arbeit“ ermöglicht durch verschiedenste Perspektiven das generelle Hinterfragen des Themas Arbeit als Wert an sich. Für die Zukunft der Kunsthaltestelle ist es Margit Bartl-Frank ein wichtiges Anliegen, dass viele junge Künstlerinnen sich mit ihren Projekten bewerben und diesen neuen Ausstellungsort in Götzis nutzen.