Sechs Jahrzehnte auf der Suche. Die Gesellschaft Vorarlberger Münzfreunde feiert 60 Jahre Bestand
In jeder Münze steckt eine Geschichte – sei es jene von Macht, indem ein Herrscher oder eine herrschende Gruppe ihre Symbole oder Antlitze auf diese prägen ließ oder lässt – oder ein Ausdruck enormen kulturellen Schaffens, wenn Bauwerke oder Kunstschaffende auf den Prägungen Platz finden. Jede Münze ist quasi ein Spiegel ihrer Zeit, welchen es aber zuerst einmal zu entziffern und dann zu definieren gilt. Und genau das machen die Vorarlberger Münzfreunde. Seit 60 Jahren besteht die Gesellschaft Vorarlberger Münzfreunde nun bereits. Ihren Anfang fand die Gesellschaft am 1. Dezember 1959 in Dornbirn, als sich rund 20 Freunde der metallenen, aber auch papierenen Kostbarkeiten aus der Region zusammenschlossen, um gemeinsam ihrer Leidenschaft zu frönen. Zuvor gab es in Vorarlberg keine eigene Vereinigung; einige Interessierte waren aber bereits Mitglieder der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft oder zuvor bei der im Zweiten Weltkrieg aufgelösten Vereinigung der Münzfreunde des Bodenseegebietes.
In den ersten 25 Jahren nach der Gründung war die Gesellschaft Vorarlberger Münzfreunde unter dem Vorsitz des Gründers Helmut Lanzl noch kein Verein. Vielmehr trafen sich Gleichgesinnte und Sammler auf Eigeninitiative, um ihre Erfahrungswerte auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Um dies auf einer professionellen Ebene zu bewerkstelligen, wurden bereits in den Anfängen zahlreiche Vorträge, Exkursionen und Lehrfahrten veranstaltet. Weiters wurde die Bevölkerung mit Ausstellungen über die eigenen Tätigkeiten und den Reiz des Münz- und Sammelwesens informiert. „25 Jahre später, also im Jahr 1984, übernahm ich dann die Agenden der Münzfreunde“, informiert der heutige Vorsitzende Karl Fischer. Bereits im Jahr danach erreichten die Münzfreunde mit rund 100 Mitgliedern ihre höchste Mitgliederzahl. „Die damalige Situation machte es für uns aber notwendig, einen Rechtsträger für die Gesellschaft zu organisieren.“ Die Münzfreunde entschlossen sich, in Form eines Numismatischen Fachausschusses des Vorarlberger Landesmuseumsvereins tätig zu sein.
Der Gesellschaft zugrunde liegt im Wesentlichen die gemeinsame Sammelleidenschaft sowie das Interesse an der Geschichte, und das auf professioneller Ebene. So beschäftigen sich die Mitglieder mit Medaillen, Münzen, Papiergeld, Geldersatzmittel, Falschgeld, Festabzeichen und Vereinsabzeichen. Für die Münzfreunde ist dabei wichtig, dass die Gegenstände einen Vorarlbergbezug aufweisen können. „Seit der Gründung konnte die Gesellschaft bereits 39 eigene Medaillen für Vorarlberg herausgegeben“, informiert Fischer sichtlich stolz und ergänzt: „Da wir aber nicht über große Geldmittel verfügen können und die Prägung solcher Medaillen sehr kostspielig ist, erschien die jüngste Medaille im Jahr 2009.“ Die Liste der früher geprägten Medaillen ist dabei genauso vielfältig wie lang, wobei beliebte Motive bedeutende Vorarlberger Persönlichkeiten oder Jubiläen wie 1100 Jahre Dornbirn oder 800 Jahre Grafen von Montfort sind. „Eine der Medaillen ist beispielsweise dem Barockbaumeister Caspar Moosbrugger gewidmet. Diese wurde 1988 geprägt“, so Fischer. Die liebevoll gestalteten Medaillen wurden dabei immer mit einem dazugehörigen Infotext und in einer sehr kleinen Auflage herausgegeben. „Von den Münzfreunden wurde zudem beschlossen, dass keine Medaille nachgeprägt werden darf“, sagt Fischer. Dies solle den Wert der im Umlauf befindlichen Stücke erhalten. Eine weitere, von außen kaum einsehbare Aufgabe der Münzfreunde ist es zudem, auch Münzen zu bestimmen und zu schätzen. „Wir werden öfters von Personen kontaktiert, die ihre eigenen Münzen, die sie beispielsweise auf dem Dachboden der Großmutter gefunden haben, bestimmen und schätzen lassen wollen“, so der Vorsitzende über die teilweise detektivische Arbeit. „Als Erstes schaut man sich da die Motive und Schriften an. Helfen diese nichts, wird die Münze abgemessen und abgewogen.“ Der Verein habe dabei eine Bestimmungsquote von knapp 95 Prozent, was sehr effizient sei. Gerade mittelalterliche Münzen seien schwer zu bestimmen, da oft keine Schrift enthalten sei. „Und wenn wir irgendwo nicht weiterkommen, haben wir auch gute Beziehungen zum Münzkabinett in Wien im Kunst-historischen Museum, die helfen uns dann gerne weiter“, sagt Fischer. Dass dabei auch einmal auf eine in Vorarlberg geprägte Münze gestoßen werde, sei leider selten. „Es gibt keine nachgewiesene Prägestätte in Vorarlberg, nur einen Hinweis darauf“, erzählt Fischer und konkretisiert: „So gibt es eine Rechnung eines Kaminkehrers, der eine Arbeit im ‚Haus des Münzmeisters‘ in Feldkirch verrichtet hat, wie Kurt Fussenegger bereits in der Vergangenheit ermittelt hat.“
Für den Vorsitzenden Karl Fischer ist der Reiz an der Numismatik die Geschichte hinter jeder Münze. „Numismatik ist eine gewisse Form des Geschichtsunterrichts“, holt Fischer aus. „Wenn man zum Beispiel eine neuere Münze nimmt, enthält diese enorm viel Informationen und gibt eben auch Auskunft über die Geschichte eines Herrschers oder eines Herrschaftsgebildes.“ Für die weitere Zukunft plant die heute rund 50 Köpfe zählende Gesellschaft, mit mehr Presse-arbeit wieder in der Öffentlichkeit präsenter zu werden, um auch junge Münzfreunde auf ihre Tätigkeiten aufmerksam zu machen. „Eine Tatsache beim Münzwesen ist aber, dass man meistens erst im Alter über genügend Geldmittel verfügt, um eine eigene Sammlung aufbauen zu können“, sagt Fischer. Die Gesellschaft will sich zudem dafür einsetzen, dass der umfangreiche Bestand der im vorarlberg museum befindlichen Münzen aufgearbeitet und erfasst wird, wofür es aber einen eigenen Numismatiker in der Kultureinrichtung bräuchte. In absehbarer Zeit wolle er seine Funktionen als Vorsitzender zudem auch in jüngere Hände übergeben. Dem Münz-Medaillen- und Sammelwesen will er aber weiterhin treu bleiben – die Passion für die metallenen und papierenen Kostbarkeiten wird ihn sicherlich weiter begleiten.