Stickerei - Museum. Archiv. Kommunikation (S-MAK)
museum magazin 26/2020




Stickerei - Museum. Archiv. Kommunikation (S-MAK)

Text: Daniela Fetz

In Lustenau wird auf partizipativem Weg ein Ort für Stickereigeschichte gesichert und stetig weiterentwickelt. Der Verein „Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation“, kurz S‑MAK (gesprochen: [ɛs.mak]), arbeitet an einer Neupräsentation der Geschichte der Vorarlberger Stickerei, will sich aber auch deren Gegenwart und Zukunft widmen. Weiters hat sich der Verein die Erfassung, Digitalisierung, Konservierung und Erweiterung der bereits bestehenden Sammlung zum Thema zur Aufgabe gemacht. Dabei sollen möglichst viele Interessierte auf Augenhöhe in diesen ergebnisoffenen und experimentellen Prozess eingebunden werden. Ziel ist es, dauerhaft einen Ort in Lustenau zu etablieren, an dem unterschiedlichste Aspekte der Stickerei aufgearbeitet und präsentiert werden.

Für die Erreichung dieses Zieles hat sich der Verein S-MAK einen Zeitraum von knapp drei Jahren gesetzt, in welchem einerseits die nötigen inneren Strukturen, andererseits Konzepte für eine Neupräsentation des Themas Stickerei erarbeitet werden. Die Durchführung dieses „Experimentierlabors auf Dauer“ geschieht partizipativ, experimentierfreudig und ergebnisoffen. Seine Experimentierfreudigkeit beweist der Verein mit unterschiedlichen Veranstaltungsangeboten und Projekten, die teils auf ungewöhnliche Weise Interessierte einen neuen Blick auf die vielen Aspekte des Themas Stickerei werfen lassen. Dabei ist es dem Verein ein Anliegen, nachhaltige, durchdachte und ausbaufähige Lösungen anzubieten. Diese Lösungen beinhalten zum Beispiel einen sehr pragmatischen Umgang mit den momentan zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten in der Lustenauer Hofsteigstraße 21. An diesem Standort des ehemaligen Stickereibetriebs Ferdinand Grabher nützt der Verein Räumlichkeiten mit rund 400 m2 für Depot, Büro, Ausstellungsformate und regelmäßige Treffen. Vorerst werden diese Räume noch ohne große Adaptionen genutzt, um in besagtem experimentellen Prozess zu einem tragfähigen Nutzungskonzept zu finden. Dieses Konzept soll die Erfahrungswerte aus der vorab durchlaufenen Phase festhalten und jene architektonischen Maßnahmen festlegen, die für eine optimale räumliche Nutzung notwendig sind. Über einen Dialog mit dem interessierten Publikum können Schwerpunkte besser gesetzt werden. Dies erleichtert es, Entscheidungen zu treffen, wenn es beispielsweise um die Erweiterung der Sammlung geht.

Das Thema Stickerei muss als Querschnittsmaterie verstanden werden. Als gesellschaftliches Beziehungsgefüge beinhaltet sie viele Berührungs- und Anknüpfungspunkte mit identitätsstiftenden historischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und künstlerischen Faktoren. Diese Vielschichtigkeit bringt hohe Anforderungen mit sich und wirft viele Fragen auf, welche der Verein mit einer gewissenhaften, bedachten Gründlichkeit zu beantworten versucht – im Sinne einer Art Versuchsanordnung, gewissermaßen im „Versuchslabor“ in der Hofsteigstraße 21. Die partnerschaftliche Nachbarschaft zum Druckwerk, aber auch zum Radiomuseum, ermöglicht dabei befruchtende Synergien. Was derzeit aufgrund der begrenzten Personal- oder Platzverhältnisse noch nicht möglich ist, wird mit kreativen Lösungen in den experimentellen Prozess eingebunden. So werden für die Vorführung von Veränderungen im Produktionsprozess externe Stickereien im Rahmen eines „Stickereispazierganges“ besucht. Ein Mangel an Aufsichtspersonal für die Dauerausstellung wird durch ein grafisches Leitsystem kompensiert, das die Besucherinnen eigenständig von Objekt zu Objekt führt. Bei den Öffnungszeiten nützt man die Synergie mit dem Druckwerk und profitiert davon, dass deren Werkstatt jeweils Donnerstag und Freitag besetzt ist und Interessierte durch diese Räumlichkeit hindurch in die Ausstellung des S-MAK gelangen. Die Ausstellung präsentiert einen Einblick in die Entwicklung der Stickmaschinen. Mittels Objekten und Filmmaterial werden so jene Zusammenhänge erkennbar gemacht, welche die Stickereien aus Lustenau so erfolgreich gemacht haben.

Depotführungen gewähren einen exklusiven Einblick in die Sammlung und informieren über Projekte, in die der Verein aktuell involviert ist. Für künstlerische Präsentationen beteiligt man sich an bereits bestehenden Formaten, wie beispielsweise dem „Cul de Sac“ im Künstlerhaus Bregenz. Eine dort 2019 gezeigte textile Installation, die mittels Objekten und Fotografien einen Einblick in die vielseitigen Themen und Aufgaben ermöglichte, gestattete neue Blickwinkel und erschloss ein weiteres interessiertes Zielpublikum.

Es gibt noch viele weitere Ideen, an denen die Mitglieder des Vorstands großteils ehrenamtlich arbeiten. Für 2020 ist beispielsweise noch die Durchführung einer Residency für Künstlerinnen geplant, welche in Kooperation mit dem Druckwerk und der Galerie Hollenstein stattfindet. Zusätzlich werden für die Verdichtung des kollektiven Gedächtnisses auch Interviews mit Zeitzeuginnen im Rahmen eines Oral-History-Projektes durchgeführt. Wer am spannenden Prozess auf dem Weg zum Kompetenzzentrum in Sachen Stickerei-Geschichte und Textilkunst teilnehmen will, wirft am besten einen Blick ins Internet. Auf www.s-mak.at und zusätzlich auch auf Instagram und Facebook gibt der Verein regelmäßig Einblicke. Hier informiert er auch über Veranstaltungen und Projekte, die meist einen experimentellen Ansatz haben, aber immer auf Augenhöhe und mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Besucherinnen durchgeführt werden.

Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation (S-MAK)

Verein zur Neupräsentation der Stickerei

Hofsteigstraße 21, 6890 Lustenau

www.s-mak.at

Öffnungszeiten

Donnerstag und Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr

Zugang über die Räumlichkeiten des Druckwerks

Dauerausstellung

Eine kurze Geschichte der Vorarlberger Maschinenstickerei in fünf Kapiteln