Ein Zwehlen ist ein Überhandtuch, das in der Mitte gefaltet und über das Gebrauchshandtuch gelegt wird. Das schmale, weiße Leinenstück ist bestickt und zeigt an seinem unteren Ende einen Engel als Wappenhalter und die Jahreszahl 1614. Die Wappen, rechts Eichel mit den Buchstaben CW darüber, links ein aus Buchstaben gebildetes Hauszeichen, darüber eine Lilie und ein Stern, sind bislang unidentifiziert. Den oberen Teil bedeckt Blütenrankenwerk mit spitzen Blättern, die mit verschiedenen Stickmustern gefüllt sind. Es handelt sich dabei um drei- und mehrblättrige Blüten, Lilien und Mohnblumenkapseln sowie Blüten mit weit herausragendem Stempel, auf einer Blüte sitzt gar ein kleines Vögelchen. Im Bodenseeraum bot die im Mittelalter weit verbreitete Leinenweberei den Grundstoff für jene Stickereierzeugnisse, für die der Begriff Schweizer Leinenstickerei geprägt wurde. Mit nur weißen, blauen und roten jetzt meistens braunen Leinenfäden wurden in verschiedenen Stichen wunderbare Ornamente und figürliche Darstellungen gestickt. Mit nur ganz wenigen Stichen wie Stiel-, Kloster-, Ketten-, Platt- und Hexenstich sind ganze Bilder der Bibelillustrationen des 15. und 16. Jhs in die Stickerei übersetzt worden. Die Vorlagen dazu lieferten im 16. Jh. - der Blütezeit dieser Stickart - die Bibelillustrationen. Durch die anwachsende Bedeutung der Druckgrafik war sie weiten Kreisen, vor allem den Bürgersfrauen, als Vorbild zugänglich. Diese Art der Weißstickerei erlebte im 16. Jh. mit Tisch- und Versehdecken eine neue Blüte. Wertvoller Familienbesitz kam in manchen Fällen mit Familienmitgliedern ins Kloster und blieb dort über Jahrhunderte aufbewahrt.
Museum: vorarlberg museum
Objekttyp: Museumsobjekt dreidimensional
Datum: 1614
Masse: Höhe x Breite: 40 x 146 cm
Archivnummer: VM-45
Hersteller: unbekannt