Die Handstickerei fand in Vorarlberg ein rasches Ende, als ab 1863 die Kettenstichstickmaschine und ab 1868 die ersten Plattstichstickmaschinen zum Einsatz kamen. Mit Hunderten von Nadeln ersetzten Sticker und Fädler an der Maschine vierzig Einzelstickerinnen. Im Durchschnitt stand bereits 1887 in jedem fünften Wohnhaus eine Stickmaschine und um 1900 beschäftigte Vorarlbergs Stickerei 10-12% der Landesbevölkerung. Die Handstickmaschine mit einer ausnützbaren Länge von 4,20 m arbeitet mit maximal 312 Nadeln. Der Stickzwirn ist in seiner Länge begrenzt, ist er aufgebraucht, muss umgefädelt, d.h. ein neuer Nädling eingesetzt werden. Dies ist während eines Arbeitstages mehrmals notwendig. Die Fädelmaschine schneidet den Stickfaden in beliebiger Länge ab, fädelt ihn in die Nadel ein, erzeugt den Knopf, der das Ausgleiten verhindern soll und steckt die eingefädelte Nadel schließlich auf ein Nadelkissen. Die Saurer-Fädelmaschine, die ab 1888 auf dem Markt war, konnte manuell und mit Motor angetrieben werden. Die bedienende Person fädelte damit 50-60 Nadeln pro Minute ein, bei Kraftbetrieb bediente eine Person bis zu vier Fädelmaschinen. In der Maschinenstickerei arbeiteten 10-30% der Schulkinder schon ab dem Alter von sechs Jahren, oft bis in die späten Nachtstunden bei kärglichen Mahlzeiten und schlechtem Licht. Die Erfindung der Fädelmaschine im Jahre 1884 befreite nun zahlreiche Kinder in den Stickereiorten des Rheintals und Bregenzerwalds zumindest von dieser Arbeit.
Museum: vorarlberg museum
Objekttyp: Museumsobjekt dreidimensional
Datum: um 1890/1900
Masse: Objektmaß: 111 x 84 x 78 cm
Archivnummer: VM-43